Oli Kipfer

30. Juni 2022

Wie finde ich als angehende*r Musiklehrer*in einen Job?

Aktualisiert: 11. Juli 2022

Du hast dein Studium hinter dir oder bist dort in den letzten Abschlussarbeiten. Dann stellt sich für dich spätestens jetzt die Frage nach deiner ersten Stelle. Wir wollen in diesem Artikel beleuchten, welche Optionen du hier überhaupt hast, was die Vor- und Nachteile dieser Optionen sind, wie du einen Job findest und was du dafür tun kannst, um als Musiklehrperson sichtbar zu werden.

Dein erster Job als Musiklehrer*in

Welche Optionen hast du als neue Musiklehrperson?

Bevor du dich für eine Option entscheidest, solltest du dir eine grundsätzliche Frage beantworten: Möchtest du angestellt arbeiten oder lieber selbstständig sein? Schon bei diesen beiden Möglichkeiten gibt es Vor- und Nachteile zu bedenken:

  1. Arbeiten als angestellte*r Musiklehrer*in:
     
    Hier hast du den Vorteil einer vorgegebenen Struktur. Du gehst zur Arbeit und bist darüber auch weitreichend abgesichert, wenn du als Mitarbeiter*in bei einer Musikschule angestellt wirst. Dazu gehören neben der Arbeitslosenversicherung auch die Altersvorsorge (AHV), die zweite Säule (Pensionskasse), Krankentaggeld (KTG) und Unfallversicherung (UVG). Bei privaten Musikschulen kann es aber sein, dass du keine Anstellung erhältst und als Freelancer arbeitest. Dank entsprechender Abkommen mit der Musikschule wird die Instrumentenversicherung unter Umständen günstiger. Du musst dich um das Abschliessen von Verträgen und auch um das Anwerben neuer Schüler*innen nicht kümmern. All das erledigt dein Arbeitgeber.
     
    Dem gegenüber hast du auch ein paar Nachteile: Du bist eben auch von deinem Arbeitgeber abhängig. Du musst dich an die vorgegebenen Strukturen, auch an bestimmte Unterrichtszeiten halten. Nebenbeschäftigungen sind in Absprache möglich, aber eben nicht in dem Umfang, in dem es als Selbstständige*r möglich wäre. Oder, falls du in einem kleinen Teilzeitpensum angestellt bist, musst du dich um einen zweiten Job bemühen.
     

  2. Arbeiten als Freelancer*in:
     
    Dein wohl grösster Vorteil ist deine Freiheit, Preise in einem gewissen Rahmen selbst festzulegen, Zeiten zu planen und das zu arbeiten, was du arbeiten möchtest. Wenn du dich also entscheidest, dich einer Gruppe, einem Orchester oder Ähnlichem anzuschliessen und Konzerte zu spielen, ist das absolut in Ordnung. Du kannst zu den Zeiten unterrichten, zu denen du möchtest. Wenn du dich also dazu entschliesst, auch Randzeiten abdecken zu wollen, sprich sehr früh und / oder sehr spät zu arbeiten, ist das deine persönliche Angelegenheit. Dadurch hast du unter Umständen eine andere Klientel, aber es könnte einigen Interessierten durchaus entgegenkommen, wenn sie vor oder nach der Arbeit ihren Musikunterricht bekommen können. Als Nachteil könntest du empfinden, dass du alles selbst organisieren musst. Du bist für deine Versicherungen ebenso zuständig wie für das Anmieten von Räumen, falls benötigt und natürlich auch für die Kundenwerbung. Auch um die Abrechnung kümmerst du dich selbst. Wenn du das nicht als Nachteil empfindest, wird es dir leicht fallen, dich für eine Tätigkeit als Freelancer*in zu entscheiden.

Nachdem du diese Entscheidung gefällt hast, geht es weiter mit dem Finetuning deiner Entscheidung.

  • angestellt in einer öffentlichen Musikschule: Du hast den Vorteil, dass die Schüler*innen (Kinder) die Kosten für ihren Unterricht subventioniert bekommen, was vielen die Entscheidung für deinen Unterricht erleichtern dürfte. Ausserdem begibst du dich an einen vergleichsweise sicheren Arbeitsplatz. Als nachteilig könntest du empfinden, dass sich über die vielen Jahre auch recht starre Strukturen ergeben haben könnten. Du wirst also mutmasslich nicht so viele Freiheiten haben, was deine persönliche Einteilung und dein Vorgehen angeht.
     

  • angestellt in einer privaten Musikschule: Dein Vorteil besteht in den vielfach einfacher änderbaren Strukturen. Du wirst eine Klientel vorfinden, die sich genau diesen Unterricht auch leisten kann und will und daher in der Regel recht motiviert sein dürfte, am Unterricht dran zu bleiben und auch zu den vereinbarten Stunden zu erscheinen.
     

  • als Freelancer*in und völlig frei: Du kannst dir alles ganz frei einteilen und das musst du dann eben auch. Was für die einen ein Vorteil ist, ist für die anderen eine Herausforderung, der sie sich erst einmal stellen müssen. Du kannst Schüler*innen annehmen und ablehnen, wie du es eben selbst möchtest. Gleichzeitig musst du dich um alles selbst kümmern und für deine Werbung sorgen. Es liegt in deiner Verantwortung, ob du Schüler*innen hast oder nicht.
     

  • als Freelancer auf einer Plattform: Du geniesst alle Vorteile einer völlig freien Tätigkeit und hast noch dazu den Vorteil, dass du dich um viele administrative Dinge nicht selbst kümmern musst. Das gesamte Vertragswesen und die Abrechnung erfolgen über die Plattform und darüber gewinnst du auch deine Schüler*innen. Natürlich hast du dennoch die Möglichkeit, dich in den verschiedenen sozialen Netzwerken und per Werbung zu positionieren, aber eine Plattform nimmt dir schon einmal ein gutes Stück der Last ab. Vor allem bei der Vermarktung kann das einen grossen Unterschied machen. Wer gefunden werden will, muss Zeit und Geld investieren.
     
    Preislich bist du z.T. ein Stück weit gebunden (bei Matchspace Music gibt eine feste Preispolitik). Aus dieser vielleicht im ersten Moment als Nachteil empfundenen Tatsache erwächst aber auch der Vorteil, dass keine Preisdiskussionen mit Schüler*innen oder deren Eltern haben wirst.

Aus einigen dieser Optionen lassen sich Hybridmodelle erstellen, beispielsweise aus den Freelancing-Optionen in Verbindung mit konzertierender Tätigkeit, das aber in Absprache auch durchaus als angestellte Musiklehrperson.

Deine Jobsuche als Musiklehrer*in

Du hast dich also entschieden, einen Job als Musiklehrperson annehmen zu wollen. Dann könntest du dich jetzt fragen, wie du nun zu deinem Job kommst. Da sind zunächst einmal die üblichen Verdächtigen wie Aushänge, Anzeigen in Zeitungen, aber durchaus auch Ausschreibungen auf Webseiten entsprechender Träger und Musikschulen. Auf solche ausgeschriebenen Stellen kannst du dich auf dem üblichen und vor allen Dingen dem gefragten Weg bewerben. Du durchläufst dann in der Regel einen vorgegebenen Bewerbungsprozess, an dessen Ende hoffentlich deine Anstellung steht.

Als Freelancer*in bist du im Prinzip dauerhaft auf Jobsuche, zumindest so lange, bis du all deine geplanten Plätze belegt hast. Wo solltest du dich also auf die Suche nach möglichen Schüler*innen machen?

Es ist absolut sinnvoll, sich möglichst breit aufzustellen. Denn die meisten Menschen benötigen mehr als nur einen Kontakt zu dir, um dich als qualifizierte Lehrperson wahrzunehmen. Es geht dabei um den Aufbau des nötigen Vertrauens. Achte also unbedingt auf ein äusserst seriöses Auftreten, ohne dabei abschreckend und viel zu steif zu wirken. Sei in erster Linie authentisch, denn eine Fassade, die du nach aussen aufgebaut hast, möchtest du vermutlich nur ungern die ganze Zeit über aufrecht erhalten müssen.


 
Sorge dafür, dass du nicht ausschliesslich schriftlich auftrittst. Natürlich ist es toll, wenn Interessierte tolle Texte von dir lesen können. Aber ein Bild, besser noch ein bewegtes Bild – sprich, ein Video – auf dem du in Aktion zu sehen bist und auf dem man auch deine Stimme hören kann, sagt mehr als tausend geschriebene Worte.
 

Auch eine Website ist in der heutigen Zeit unverzichtbar. Das bedarf einer regelmässigen Pflege, lohnt sich aber durchaus und muss auch gar nicht zwingend sehr aufwändig gestaltet sein. Eine schön gemachte Seite mit einer Vorstellung deiner Person, vielleicht deines Werdegangs und deines Ansatzes – schon bist du auf der sicheren Seite. Zu dieser Homepage kannst du dann immer wieder verlinken und dadurch die Kommunikation mit dir kanalisieren.

Wie kannst du dich am besten als Musiklehrperson sichtbar machen?

Am besten wirkt nach wie vor die Mundpropaganda. Als Musiklehrperson solltest du dich neben der akuten Suche nach Schüler*innen auch immer langfristig im Gedächtnis der Menschen platzieren. Das kannst du am besten tun, wenn du dir ein gutes Netzwerk aufbaust. Neben der Zielkundschaft sollten in deinem Netzwerk auch Kolleg*innen vorhanden sein, an die du verweisen kannst und die auch an dich verweisen. Denn wenn jemand feststellt, dass ein Instrument doch nicht das Richtige ist, ist es schön, wenn es direkt eine Empfehlung für eine andere Lehrperson gibt.

  • Vernetzung mit Zielpublikum:
     
    Um dich mit deinem Zielpublikum, also potenziellen Schüler*innen vernetzen zu können, solltest du dich fragen, wo diese unterwegs sind und wie diese dort miteinander kommunizieren. Auf diese Art solltest du dich einlassen. Denk immer daran: Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Es geht also darum, einerseits authentisch zu sein und andererseits so aufzutreten, dass du Vertrauen aufbaust.
     

     
    Achte auf einen regelmässigen Auftritt. Die Menschen sollten dich als eine Konstante wahrnehmen. Überlege dir, ob du vielleicht ein bestimmtes Format darstellen möchtest. Also beispielsweise einen Übe-Hack am Dienstag, eine FAQ (Frequently Asked Questions) am Mittwoch und ein paar persönliche Informationen am Freitag.
     

     
    Es lohnt sich, einige Überlegungen anzustellen, bevor du an deinen Auftritt gehst. Was möchtest du vermitteln und in welcher Weise? Welche Informationen möchtest du rüberbringen? Welche Konstanten willst du aufnehmen? Denke an einen guten Hintergrund und mit welchem technischen Equipment du arbeiten möchtest. Ein Content-Kalender hilft dir dabei, das Geplante auch einzuhalten, weil es zum entsprechenden Zeitpunkt bereits produziert ist.
     

     
    Früher oder später wirst du Reaktionen erhalten. Achte darauf, dass du darauf auch eingehst. Gib dich nicht zu lange mit negativen Kommentaren ab. Es wird immer Menschen geben, denen du und / oder dein Angebot nicht gefallen. Fokussiere dich auf die positiven und interessierten Reaktionen. Beantworte Fragen zeitnah und denk immer daran, deinen „Abschluss“, also das Gewinnen eines neuen Lernenden im Hinterkopf zu haben. Natürlich solltest du Informationen geben, aber niemand sollte von dir eine stundenlange Beratung verlangen.
     

  • Vernetzung mit anderen Profis:
     
    Eine gute Möglichkeit ist ein Profil bei LinkedIn und bei den verschiedenen Verbänden. Du solltest recherchieren, wer bei dir in der Gegend stark ist und ein gutes Netzwerk bietet. Diesen solltest du dich anschliessen. Manche dieser Verbände und Netzwerke sind kostenlos, andere verlangen eine Gebühr. Diese ist aber deinen professionellen Auftritt allemal wert.

Wenn du Fragen zu deiner Arbeit über Musik-Plattformen hast, zögere bitte nicht, Kontakt zu uns aufzunehmen.