Onlineunterricht für Musiklehrer*innen – das musst du wissen, um erfolgreich zu unterrichten
Aktualisiert: 10. Aug. 2022
In einer immer digitaler werdenden Welt verändern sich Unterrichtsformen überall, wo man hinschaut. Auch Musikunterricht wurde in Zeiten von Lockdowns und Quarantäne verstärkt ins Internet verlagert. Du überlegst dir auch, ob du als Musiklehrperson deinen Unterricht zumindest teilweise online anbieten solltest? Dann haben wir hier in diesem Artikel einige Tipps und Tricks, die du beachten solltest, um erfolgreich online Musikunterricht geben zu können.
Technik für Online-Unterricht
Wenn du online Musikunterricht anbieten möchtest, findet das alles deutlich technischer statt als Musikunterricht vor Ort. Dafür brauchst du neben einem Laptop oder Computer auch eine gewisse technische Ausstattung. Wir wollen an dieser Stelle davon ausgehen, dass du den Unterricht live abhalten möchtest und nicht in der Konserve als Onlinekurs verkaufen willst.
Deine technische Ausstattung sollte also so gewählt sein, dass du einwandfrei und ohne Störungen damit arbeiten kannst. Gegebenenfalls solltest du in einen neuen Laptop oder Computer investieren, denn gerade bei älteren Geräten gibt die Kamera einfach nicht die Qualität her, um Schüler*innen im Unterricht bei der Stange zu halten.
Belichtung für Online-Musikunterricht
Achte auf eine gute Ausleuchtung, denn dann kannst du dich auch frei vor der Kamera bewegen. Ideal ist es, wenn du deine Rückseite beleuchtest und auch von vorne relativ stark angestrahlt wirst. Dein Licht sollte stark, gleichzeitig aber auch nicht zu kalt sein. Ein warmes oder neutrales Licht, das sich flächig verteilt, ist zu empfehlen. Probiere aus, an welcher Stelle die Lampen positioniert sein müssen, damit du nicht von riesigen Schatten verdeckt oder begleitet wirst. Gegebenenfalls markiere dir die Stellen am Boden oder auf einem Regal unauffällig, so dass du nicht jedes Mal neu suchen musst.
Anbieter für Video-Konferenzen
Überlege dir auch, auf welcher Plattform du deinen Online Musikunterricht anbieten willst. Denn neben der wohl bekanntesten Plattform Zoom gibt es beispielsweise auch noch Microsoft Teams oder Google Meet und weitere. Für welche Variante du dich entscheidest, ist letzten Endes Geschmackssache.
Ton für Online-Unterricht
Beim Ton geht es um dein Mikrofon. Zu empfehlen sind hier kleine Lavaliermikrofone, die du entweder mit einem Kabel an deinen Computer beziehungsweise die Kamera anschliesst oder die du eben kabellos verknüpfst. Ein grosses Mikrofon, das du unter Umständen sogar in der Hand halten musst, ist nicht zu empfehlen, denn du solltest wirklich frei gestikulieren können. Ein Lavaliermikrofon hat darüber hinaus den Vorteil, dass du es an deiner Kleidung befestigen kannst und so der Ton gleichbleibend gut ist. Denke unbedingt an einen Popp-Schutz, das heisst, dass beispielsweise Atem-Anstösse in der Übertragung nicht zu hören sind.
Auch hier gilt die Regel: Mache einen Probelauf vor deinem ersten Unterricht, um eventuelle technische Pannen auszuschliessen.
Kamera für Online-Unterricht
Hier gilt die Devise: Gute Qualität, ohne dass es zu ausgefallen werden muss. Denn sind wir mal ehrlich: So ein Musikunterricht, selbst, wenn er online abgehalten wird, ist keine Action-Veranstaltung. Eine bewegliche Action-Kamera ist also gar nicht notwendig. Bei einem guten Laptop kann die Onboard-Kamera ausreichen. Besser ist es aber, eine separate Kamera einzusetzen. Dabei gibt es gute Modelle mit „Follow me“ Funktion, die dich auch dann im Blick behalten, wenn du dich mal etwas bewegst. Alternativ funktioniert ein Smartphone (bitte auf Querformat achten, sonst sehen deine Schüler*innen nur einen länglichen Bildausschnitt) oder eine Kamera, die mindestens eine Auflösung von 720 Pixeln, besser HD bietet.
Egal, für welche Lösung du dich entscheidest – markiere den Punkt, an dem die Kamera stehen sollte. Das setzt voraus, dass du einen Probelauf gemacht hast. Du siehst – egal, welcher Aspekt hier im Artikel erwähnt wird: Ein Probelauf ist die Grundvoraussetzung dafür, dass du erfolgreich Online Musikunterricht anbieten kannst. Zur Kamera gehört ein Stativ, auf dem du sie befestigen kannst. Dieses Stativ sollte auf jeden Fall stabil stehen können und nicht ständig während deines Unterrichts umfallen. Ausserdem ist es wichtig, dass du es in unterrichtsfreien Zeiten gut und möglichst platzsparend verstauen kannst.
Latenz und Internetverbindung
Online Musikunterricht funktioniert nur dann sinnvoll, wenn du als Musiklehrperson eine gute Internetverbindung zur Verfügung hast. Falls dein normales W-LAN in deinem Musikzimmer oder Studio nicht ruckelfrei ankommt, solltest du einen Repeater installieren. Wenn du unsicher bist, ob dein Internet Online Musikunterricht leisten kann, solltest du dich professionell beraten lassen. Frage dich aber auch, welche Erfahrungen du selbst schon gemacht hast. Hast du mal an einem Onlinekurs teilgenommen und hat das einwandfrei funktioniert? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du eine gute Internetleitung hast. Aber auch dein Rechner selbst sollte gut funktionieren. Die sogenannte Latenz, also die Zeit, die zwischen einer Aktion und einer Reaktion vergeht, sollte möglichst niedrig sein.
Kosten für Online-Musikunterricht
Neben den Kosten, die du für die Anschaffung des benötigten Equipments einkalkulieren solltest, gibt es auch noch die Kosten, die du für das Streaming, also Zoom, Microsoft Teams, Google Meet oder ähnliche hast. In den Grundvarianten sind die meisten Anbieter kostenlos. Erst ab einer gewissen Einzelsitzungszeit oder wenn du mehrere Teilnehmer*innen miteinander verbinden willst, wird es kostenpflichtig.
Mittlerweile gibt es auch einige Anbieter, die sich auf Musikunterricht oder sogar gemeinsames Musizieren spezialisiert haben. Plattformen wie Sirius oder andere stellen Tools zur verfügung, die eine tiefe Latenz garantieren und gleichzeitig zusätzliche Funktionen für Schüler*innen und Lehrpersonen anbieten. Darüber hinaus solltest du deine Internetkosten anteilig einrechnen. Bei Online Unterrichten ist es auch üblich, online zu bezahlen. Auch für den Online Zahlungsdienstleister sind Kosten einzukalkulieren, die anteilig vom Kurspreis anfallen.
Welche Instrumente eignen sich für Online-Unterricht, welche nicht?
Grundsätzlich ist es theoretisch möglich, alle Instrumente auf Online Musikunterricht zu verlegen. Dinge wie eine musikalische Früherziehung, Klavierunterricht, Gitarre oder auch diverse Blasinstrumente lassen sich vergleichsweise gut online unterrichten. Beim Schlagzeug kann es dann aber schon kompliziert werden, denn die lauten und oft explosionsartigen Töne können die Technik an ihre Grenzen bringen. Dann ist eine Verständigung nur noch schlecht möglich.
Falls du dir unsicher bist, ob dein Instrument für den Online Musikunterricht geeignet ist, solltest du einen kleinen Test veranstalten: Verabrede dich mit einer befreundeten Person, die in der Lage ist, dir qualitatives Feedback zu geben. Im Idealfall spielt ihr beide ein Instrument, bestenfalls sogar das gleiche und dann könnt ihr ausprobieren, wie gut du dein Gegenüber hörst und wie die Verständigung abläuft.
Ist Online Musikunterricht für Kinder geeignet?
Die Pandemie hat gezeigt, dass Kinder manchmal erstaunlich leistungsfähig sein können. Und sie können sich auch auf Bildschirme vergleichsweise gut konzentrieren und von dort aus Inhalte aufnehmen. Gerade kleinere Kinder unter 5 Jahren können hier aber an ihre Grenzen stossen. Sie sind es nämlich in den meisten Fällen einfach nicht gewöhnt, sich über eine längere Zeit auf einen Bildschirm zu konzentrieren. Wenn du in einer musikalischen Früherziehung kleine Kinder ab 1 Jahr unterrichten willst, wird das eher nicht funktionieren.
Aber schon bei gemischten Gruppen kann das eine tolle Ergänzung sein oder in solchen Zeiten funktionieren, in denen ihr das Haus nicht verlassen dürft. Besonders, wenn die Kinder sich untereinander aus dem Live Kontakt kennen, freuen sie sich, wenn sie ihre Freund*innen am Bildschirm sehen. Auch, wenn du mit ihnen bereits live Kontakt hattest, bildet das eine Brücke. Bei älteren Kindern ist es gar kein Problem. Sie kennen es aus dem Homeschooling, sich auf einen Bildschirm zu konzentrieren.
Wichtig dabei: Wie lange du auch immer den Online Musikunterricht anbieten möchtest – setze von dir aus einen professionellen Rahmen, den du dann auch einfordern kannst. Es sollte tabu sein, dass sich deine Schüler*innen einfach vom Bildschirm weg bewegen. Aber auch du solltest natürlich für die Zeit des Unterrichts vor der Kamera bleiben. Auch Handy und andere störende Elemente müssen ausgeschaltet sein.
Kommunikation mit Schüler*innen
Für die Zeit des Unterrichts solltest du Regeln festlegen, sonst wird der Online Musikunterricht nicht funktionieren. Wenn du Gruppen unterrichtest, solltest du von dir aus alle Teilnehmenden stumm schalten und nur auf Handzeichen (wie auch immer das bei deinem Anbieter geregelt ist) einzelne Teilnehmer*innen laut schalten. Auch beim Einzelunterricht musst du solche Regeln haben. Es sollte immer nur eine Person gleichzeitig sprechen. Sich gegenseitig aussprechen zu lassen ist also eine Grundvoraussetzung. Sonst verschwendet ihr unnötige Zeit auf ständiges Nachfragen.
Zwischen den Unterrichten könnt ihr euch telefonisch oder per E-Mail verständigen. Wichtig: Richte eine eigene E-Mail Adresse ein. Diese sorgt einerseits dafür, dass du den professionellen Rahmen einhalten kannst (Mausi1978@anbieter.ch wirkt einfach nicht so hochwertig) und du vermischst auch nicht deine privaten Mails mit den beruflichen. Noch dazu können Mails zwischen deinen Privatsachen allzu schnell verschwinden.
Vereinbare auch direkt Antwortzeiten. Niemand kann von dir verlangen, dass du auf Nachrichten nach deiner Unterrichtszeit reagierst. Oder definiere Bürozeiten, in denen du auf Mails antwortest und die du auch nach aussen kommunizierst. In dieser Zeit sind Anrufe und Mails möglich und du wirst reagieren. Ausserhalb dieser Zeiten ist das eben nicht garantiert.
Fokus auf die Essenz
Während du im Unterricht vor Ort auch mal ein kleines Schwätzchen halten wirst, bleibt das im Online Unterricht oft aus. Achte einerseits darauf, immer auch einen persönlichen Raum einzurichten. Erkundige dich am Anfang des Unterrichts nach deinen Schüler*innen. So werden sie dir leichter folgen können. Was das Unterrichten angeht, konzentrierst du dich online wirklich auf die Essenz des Unterrichtens. Die Kameraeinstellungen sollten so gewählt sein, dass du den kompletten Körper deiner Schüler*innen sehen kannst, um eventuell auf Haltungsfehler hinweisen zu können.
Ist Online Musikunterricht gleichwertig mit Präsenzunterricht?
Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Online Musikunterricht kann eine gute Ergänzung oder eine Ausweichlösung sein, wenn Unterricht vor Ort nicht möglich ist. Du wirst in der Lage sein, das Instrument zu unterrichten. Wirklich gleichwertig mit dem Unterricht vor Ort kann es aber nie sein. Es fehlen einfach wichtige Informationen – und sei es nur die Stimmung, die im Raum ist oder einfach der persönliche Kontakt.
Soll es weniger kosten?
Vielerorts hört man, dass Online Musikunterricht nicht so viel wert ist wie Unterricht vor Ort. Deine Kosten sind aber nicht unbedingt geringer. Solange du den Unterricht lediglich als Ersatz für eine Lektion vor Ort anbietest, muss der Preis nicht unbedingt geringer ausfallen. Wenn du es aber als einzige Variante anbietest, sollte der Unterricht minimal günstiger sein. Denn einerseits hast du natürlich deine Kosten, für den Wegfall der Live Elemente muss aber ein Ausgleich stattfinden.
Darf man Online Musikunterricht als Lehrperson vorschlagen, wenn man sonst den Termin nicht halten kann?
Eine solche Variante sollte die absolute Ausnahme sein. Neben der fachlichen Qualifikation ist es vor allen Dingen die Verlässlichkeit, die eine gute Musiklehrperson ausmacht. Wenn du ständig Nachrichten herumschickst „Sorry, heute / morgen muss der Unterricht online stattfinden“, könnte der Eindruck entstehen, dass du den Aufwand des Unterrichts vor Ort scheust oder einfach nicht strukturiert genug bist. Dann solltest du aber auch nicht den Preis eines Unterrichts vor Ort aufrufen.
Im Notfall ist es aber durchaus eine Alternative. Gerade während der Pandemie waren viele Musiklehrpersonen von sich schnell ändernden Vorschriften betroffen und konnten durch die Online Unterrichte zumindest zügig für Ersatz sorgen.
Wenn du Fragen zu der Möglichkeit hast, online Unterricht abzuhalten, nimm gerne Kontakt zu unseren erfahrenen Lehrpersonen auf.
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