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AutorenbildOli Kipfer

Du hast deinen Master in Musikpädagogik und/oder Performance – und nun?

Aktualisiert: 11. Juli 2022

Wenn du gerade in den letzten Zügen deines Studiums steckst oder aber gerade dein Studium in Musikpädagogik und Performance abgeschlossen hast, stehst du nun vor der – zumindest für den Moment – alles entscheidenden Frage: Wie geht es jetzt weiter?

Abschluss an einer Musikhochschule - Pädagogik
Masterabschluss an einer Schweizer Musikhochschule - jetzt geht's erst richtig los!

Was sind deine Optionen als junge*r Musiker*in?

Als Erstes solltest du dir überlegen, ob du dich eher in der Praxis oder in der Lehre siehst. Damit verbunden ist im Grunde genommen auch die Frage, ob du bevorzugt tagsüber oder zu klassischen Konzertzeiten arbeiten möchtest. Denn als konzertierende*r Musizierende*r wirst du tagsüber Proben haben, aber deine Auftritte werden in der Freizeit der meisten Menschen liegen. Musiklehrer*innen hingegen unterrichten vielfach tagsüber und aber auch in den späten Abendstunden, das ist vor allem bei Privatunterricht mit Erwachsenen der Fall. Selbstverständlich liegt das in deinem Ermessen als Selbstständige*r – hier soll lediglich die Rede von den meisten Fällen sein.


Vielleicht musst du dich aber auch gar nicht direkt auf eine Richtung festlegen – denkbar sind auch Hybridmodelle aus konzertierender Tätigkeit und als Lehrperson. Denke gerade an deine Anfangszeiten in der Welt der Auftritte ­­– wenn du vielleicht als Solist*in noch nicht so stark gebucht bist, bedeutet das einerseits, dass du zeitlich nicht komplett ausgelastet bist und andererseits, dass sich eine gewisse Finanzierungslücke ergeben könnte. Durch eine Tätigkeit als Lehrperson hast du immer ein zweites Standbein und du hast den Vorteil, deine Zeiten als selbstständige Person komplett eigenständig planen zu können. Gerade auf einer Plattform bist du zeitlich absolut flexibel. Deine Lehrtätigkeit bedeutet also nicht, wie es vielleicht der eine oder andere vermuten könnte, dass du deine Musikertätigkeit gedanklich aufgibst. Du gehst auf Nummer sicher und das ist absolut legitim.


Wie findest du deine ersten Schüler*innen?

Sobald du als Lehrperson tätig sein möchtest, stellt sich die Frage nach der Kundschaft. Vielleicht hast du bereits während deines Studiums unterrichtet – dann hast du bereits eine bestimmte Menge an Kundschaft. Vielleicht ist das aber auch nicht der Fall – dann wäre es ein guter erster Weg, dass du Aushänge anbringst, in denen du deine Tätigkeit anbietest. Dafür gibt es vielerorts zahlreiche Möglichkeiten. Du könntest dich auch anstellen lassen, aber darum soll es später in diesem Artikel noch gehen. Und natürlich gibt es die vielen Möglichkeiten im Internet – auch auf diese geht dieser Artikel später noch ein.

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Wie kannst du flexibel bleiben?

Du hast dir vorgenommen, mit zwei soliden Standbeinen zu fahren. Dann brauchst du ein hohes Mass an Flexibilität und das kannst du dir nur dann bewahren, wenn du deinen Terminkalender gut im Blick hast. Reserviere gewisse Zeiten für deine Lehrtätigkeit und andere Zeiten für deine restliche Musiktätigkeit. Wenn du deinen Kalender direkt zu voll belegst – sei es nun mit deiner Auftrittstätigkeit oder mit deiner Lehrtätigkeit, wirst du kaum attraktiv für den jeweils anderen Markt bleiben. Denn stell dir eine Lehrperson vor, die im Prinzip jeden Tag zu den Kernunterrichtszeiten in Proben sitzen möchte oder auf dem Weg zu Auftritten ist.


Kaum jemand möchte früh am Morgen Unterricht nehmen – gerade für Kinder und Jugendliche geht das allein schon wegen der Schulpflicht nicht. Andersherum – wenn du im Grunde rund um die Uhr unterrichtest, kannst du nicht an Proben teilnehmen und dann bist du als Künstler*in nicht mehr so attraktiv. Halte dir am besten eine gewisse Pufferzeit frei, die du bewusst nicht belegst. Dann kannst du diese Zeiten so belegen, wie es eben benötigt wird und bleibst attraktiv und flexibel.


Wie kannst du dich selbst besser vermarkten?

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Auch als Lehrperson brauchst du ein gutes Marketing. Das bedeutet nicht, dass du nur noch in Social Media unterwegs sein musst. Gleichzeitig solltest du dir aber bewusst darüber werden, wo deine Zielkundschaft unterwegs ist. Wer sind deine Zielkunden? In der Regel geht es dabei um junge Menschen, oft Eltern von Kindern, Schüler*innen, Jugendliche, vielleicht junge Erwachsene. Diese sind in der Regel sehr technikaffin – sie beschäftigen sich viel mit ihrem Smartphone und darüber informieren sie sich auch, bevor sie sich für etwas entscheiden – sei es nun ein Produkt oder eben auch eine Dienstleistung wie deinen Unterricht.


Dein erstes Anliegen sollte es also sein, eine eventuell vorhandene Hemmschwelle abzubauen. Du kannst häufige Fragen beantworten, dich selbst vorstellen und vor allen Dingen Vertrauen aufbauen. Denn sowohl Eltern auch als Schüler*innen kaufen aus Vertrauen, sie buchen dich, weil sie dir zutrauen, das Kind oder die jugendliche Person zu unterrichten. Da gilt es also, Sympathien aufzubauen und möglicherweise vorhandene Bedenken abzubauen.


Wie kannst du genau das schaffen? Da gibt es sogar gleich mehrere Wege. Solltest du dich für genau einen Weg entscheiden? Lieber nicht. Denn Menschen benötigen mehr als nur einen oder zwei Kontaktpunkte, um dir zu vertrauen.

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  • eigene Website: Keine Sorge, du musst weder programmieren lernen noch Datenbanken manuell einrichten können. Es geht im Wesentlichen darum, dich und vielleicht dein Instrument und deine Herangehensweise vorzustellen. Viele wirklich gute Webseitenprogramme gibt es nicht nur kostenlos – sie sind auch absolut intuitiv zu bedienen. Dein Vorteil: Die Kosten halten sich im Rahmen und mit ein wenig Pflege wirst du schon bald im Internet gut gefunden. Achte vor allen Dingen darauf, dass die Kontaktaufnahme möglichst einfach gelingt. Ein paar praktische Beispiele dazu: Die Interessierten sollen über die Website Kontakt aufnehmen? Dann achte darauf, dass es ein funktionierendes (bei dir ankommendes) Kontaktformular gibt. Teste es am besten regelmässig und kontrolliere täglich deinen Spamordner, denn es kommt auch einmal vor, dass an dich gerichtete Nachrichten von übereifrigen Spamfiltern aussortiert werden. Du möchtest, dass dich die Interessierten anrufen? Dann vermeide Sätze wie „Sprich dazu einfach auf meinen Anrufbeantworter.“ Auch in der heutigen Zeit möchten Menschen manchmal einfach mit einer Person sprechen. Das baut Vertrauen auf. Das heisst nicht, dass du zwangsläufig rund um die Uhr erreichbar sein musst. Schreib doch einfach Telefonzeiten dazu und schon ist dieses Thema gelöst. Du bietest die Möglichkeit an, per WhatsApp mit dir zu kommunizieren? Bleib professionell. Das heisst nicht, dass du steif kommunizieren musst. Aber verhalte dich wie eine vertrauenswürdige Lehrperson. Die eigene Website hat aber ihre Einschränkungen. Kund*innen wollen vergleichen und eine Auswahl haben. Darum sind häufig aggregierte Informationen einfacher (also Plattformen). Die organische Reichweite (also wie du auf Google gefunden wirst) ist ebenfalls schwächer bei eigenen Websiten im Vergleich zu Plattformen mit einem grossen Angebot.

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  • Social Media: Die Zielgruppe der Musiklernenden ist auf vielen Plattformen unterwegs und zumindest auf einigen solltest du auch unterwegs sein. Hier spielt die Regelmässigkeit eine grosse Rolle. Die Menschen möchten sehen, dass es dich gibt und dass es auch dein Angebot über einen längeren Zeitraum gibt. Die eine oder andere Person wird dich vielleicht erst einmal abonnieren, um dich im Blick zu behalten. Tausche dich aus, ohne penetrant zu werden. Du musst niemanden zwingen, dein*e Schüler*in zu werden. Nutze die Sogwirkung. Gib tolle Tipps, gerne auch kostenlos. Denn wenn die Interessierten sehen, dass du grosszügig bist, werden sie auch von deinem Unterricht viel erwarten. Was das Thema Social Media angeht, hast du Möglichkeiten, mit Videos, Textnachrichten und Bildern zu interagieren. Du musst nicht viele Stunden am Tag in den Netzwerken verbringen. Reserviere eine gewisse Zeit am Tag für diese Art der Akquise. Denn umgekehrt gilt natürlich auch – wenn du offenbar nur am Handy bist – wie willst du dann eine gute Lehrperson sein? Es ist aber wichtig zu verstehen, dass Social Media in der Reichweite sehr limitiert ist. Wieso sollte gerade dir eine Mutter einer Schüler*in aus dem Quartier auf Instagram folgen? Wie findet sie dich überhaupt? Häufig sind Lehrpersonen oder Musiker*innen untereinander gut verknüpft, das bedeutet aber nicht, dass dies auch für Schüler*innen gilt! Werbung auf Social Media ist extrem teuer und eher nicht ratsam als Einzelperson.

  • Plattformen für Musikunterricht: Hier erreichst du die Menschen, die sich bereits konkreter informieren möchten und da ist es wichtig, dass du auch an diesem Punkt der „Reise“ gefunden wirst. Halte dein Angebot hier attraktiv und vor allen Dingen aktuell. Stelle auch hier eine zuverlässige Möglichkeit der Kontaktaufnahme zur Verfügung, gegebenenfalls sogar mehrere.

Für all diese Möglichkeiten gilt: Es geht um dich, um eine echte Person. Halte daher deine Profile „sauber“. Niemand möchte die Fotos der letzten Studentenparty sehen. Was die Menschen sehen möchten, ist: Hier gibt es eine echte Person, die bereit ist, Unterricht anzubieten. Es gibt diese Person wirklich – vielleicht möchtest du schon einmal einen kleinen Einblick in deinen Unterrichtsraum geben? Achte auch hier auf eine gute Trennung zwischen Privatem und Beruflichem. Unter Umständen ist es sogar sinnvoll, auf einigen Plattformen mehrere Profile zu führen. Dann kannst du privat und beruflich noch besser voneinander trennen.

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Welche Angebote gibt es für junge Musiklehrer*innen auf der Suche nach einem Job?

Du stehst am Anfang deiner Laufbahn und natürlich legst du dich nicht zwangsläufig ein für alle Mal fest. Mach dir einfach bewusst, dass es mehr als nur eine Möglichkeit gibt:


  • öffentliche Musikschule: Hier hast du als kleinen Bonus, dass das Ganze subventioniert ist. Klassen kommen schneller zustande. Dafür gibt es hier klare Regeln, derer du dir bewusst sein solltest. Gleichzeitig hast du den Vorteil eines mutmasslich sehr sicheren Jobs, denn öffentliche Musikschulen blicken auf eine lange Tradition zurück und es wird sie wahrscheinlich noch lange geben. Du profitierst hier auch von einer Anstellung und den bekannten Sozialleistungen. Z.T. sind die Pensen klein und der Horizont auf ein Semester beschränkt. Je nach Nachfrage wirst du dich u.U. auch bald wieder auf Jobsuche befinden. Oder du unterrichtest an mehreren Schulen in kleinen Pensen. Rechne hier die Wegzeit gut ein um zu sehen, ob es sich für dich lohnt. Öffentliche Musikschulen erwarten von ihren neuen Lehrpersonen einen Master in Musikpädagogik. Falls du „nur“ einen Master in Performance hast, ist das unter Umständen nicht möglich für dich.

  • private Musikschule: Hier gibt es ebenfalls klare Regeln, diese sind aber meist weniger restriktiv. Du hast oft einen grösseren eigenen Gestaltungsspielraum. Dafür bist du auch von dieser privaten Trägerschaft abhängig und nicht sehr viele private Musikschulen können auf eine ähnlich lange Geschichte zurückblicken wie öffentliche Musikschulen. Das Programm ist hier nicht subventioniert, was bedeutet, dass die Lernenden ihren Unterricht komplett aus eigener Tasche bezahlen. Das kann ein Vorteil sein, was die Zuverlässigkeit angeht, aber wiederum einen Nachteil darstellen, wenn es um das Füllen von Klassen geht. Nicht alle privaten Musikschulen stellen ihre Lehrpersonen an. Das heisst, du bist unter Umständen auch ein Freelancer und nicht versichert. Viele private Musikschulen verlangen keinen Master in Pädagogik, das ist aber sehr individuell. Bei Musikschulen, die ihre Lehrpersonen nicht Anstellen, ist meistens eine relativ hohe Kommission fällig die für die Infrastruktur, Administration und Vermarktung anfällt. Der Verdienst hängt also auch davon ab, wie gut eine Musikschule organisiert ist und wie hoch die Fixkosten der Schule sind.

  • Plattformen: Hier geniesst du die Vorteile der Administration, Vermarktung und Zahlungsabwicklung durch die Plattform bei gleichzeitig maximaler Flexibilität. Du erhältst dir deine Selbstständigkeit und kannst zeitlich gut planen. Dafür musst du eben auch alle Aspekte selbst bedenken, was du um deine Selbstständigkeit herum organisieren musst. Nicht alle Plattformen sind gleich organisiert. Die Einen sind generisch, bieten also vom Tennislehrer bis zum Musiklehrer alles und haben evtl. keinen Fokus auf deine Bedürfnisse. Wieder andere bieten keinen Kundenservice, es bleibt also alles an dir hängen was Admin, Zahlungen, Kommunikation etc. angeht. Wieder andere haben keine Preis- oder Qualitätspolitik. D.h. du bietest deinen Unterricht unter Umständen neben Personen an, die nur halb so viel verlangen für den Unterricht und keine musikalische Ausbildung haben. Viele Plattformen investieren auch kein Geld in die Vermarktung, du wirst also auch nicht gefunden dadurch und verschwendest deine Zeit beim Erstellen eines Profils. Wäge also ab, wo du dich registrieren möchtest.

Wenn du noch Fragen zu deinem Einstieg in die Tätigkeit als Lehrperson hast, zögere bitte nicht, Kontakt zu uns aufzunehmen oder schau bei uns vorbei und lass dich von unserem Angebot überzeugen.


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