Selbstständig als Musiklehrer*in – welche Preise sollte ich für meinen Musikunterricht verlangen?
Aktualisiert: 18. Juli 2022
Du bist Musiker*in und nun möchtest du privaten Musikunterricht anbieten. Dabei bist du mit der Gestaltung deiner Preise völlig frei – gewisse Marktgrenzen natürlich mal ausgenommen. Und genau an diesem Punkt geht für viele Musiker*innen ein Problem los: Wie viel solltest du für deinen Musikunterricht nehmen?
Privater Musikunterricht – ist das wirklich gefragt?
Tatsächlich gibt es kaum einen Bildungssektor, in dem privater Unterricht so gefragt ist wie in der Musik. Schon während des Studiums betätigen sich viele Musiker*innen nebenbei als Musiklehrpersonen. Später wird das Ganze entweder – je nach gewähltem Musikstudium – zum Haupterwerb oder alternativ zu einem soliden zweiten Standbein neben der konzertierenden Tätigkeit.
Und privater Musikunterricht ist definitiv etwas Gefragtes, denn öffentliche Musikschulen können die gesamte Nachfrage der Musizierenden und solcher, die es gerade erst werden wollen, nicht immer abdecken. Da gibt es die Wartelisten, die ungeduldigen Eltern und lernwilligen Schüler*innen. Und wer nicht unter Umständen länger auf einen Platz in einem der beliebten Kurse warten möchte, der wird sich bald nach einer privaten Lehrperson umsehen. Und da kommst du ins Spiel.
Wer gibt die Preise vor?
Du bist bei uns als selbstständige Lehrperson tätig und du vereinbarst die Preise für deine Lektionen. Hier gilt es, einige Berechnungen anzustellen, auf die wir weiter unten noch eingehen wollen. Generell haben wir auf unserer Plattform eine Preispolitik, die sich an den Vorgaben des SMPV (Schweizer Musikpädagogischer Verband) orientiert. Solltest du dich noch in der Ausbildung befinden, musst du das ebenfalls in deinem Profil angeben. Bitte beachte, dass wir Lehrpersonen mit zu niedrigen Preisen nicht freischalten werden. Wenn du unsicher bist, welchen Preis du wählen solltest, kannst du dich auch an unserem Preiskalkulator orientieren.
Dein grosser Vorteil auf unserer Plattform ist deine Flexibilität, was die Preisgestaltung angeht. Du kannst wirklich für jedes Szenario (beispielsweise Unterricht im Studio oder bei der lernenden Person zu Hause) eigene Preise eingeben.
Wie findest du einen guten Preis?
Das Geschäftliche, also die Abrechnung, hat definitiv einen Einfluss auf deinen Unterricht. Denn es kann zwei wesentliche Faktoren zum Ausdruck bringen:
deinen eigenen Wert als Lehrperson
den Wert eurer Beziehung (Schüler*in und Lehrperson)
Auf beide Aspekte wollen wir hier nacheinander eingehen.
1. Was ist dein Wert als Lehrperson?
Wenn du damit beginnst, Musikunterricht zu geben – vielleicht sogar schon im Studium, stehst du zum ersten Mal vor der Frage: Was ist mein Unterricht eigentlich wert? Viele beantworten diese Frage eher gefühlsmässig und die Antwort lautet nicht selten „Auf keinen Fall will ich zu teuer sein.“ Das ist verständlich, manchmal aber nicht unbedingt berechtigt. Denn wenn jemand etwas lernen möchte, sich weiterbilden, seinem Kind etwas mit auf den Weg geben möchte, dann sucht er/sie nicht in erster Linie das günstigste Angebot. Eine solche Person ist nicht auf dem Basar und will dich herunterhandeln. Eine solche Person sucht im Gegenteil eine qualifizierte Lehrperson und damit das „beste Angebot“.
Wenn sich jemand deinen Preis nicht leisten kann oder will, gibt es immer noch die subventionierten Angebote der Musikschulen. Wenn du also einen vergleichsweise höheren Preis aufrufst, wird die anfragende Person davon ausgehen, dass diese Zahl den Wert deines Unterrichts ausmacht. Ein solches Angebot wird sie woanders vergeblich suchen. Es gibt am Markt eine ganze Reihe von Anekdoten, in denen eine Lehrperson mit eher mässigem Erfolg in Zeitungen annoncierte und mit immer billigeren Preisen argumentierte. In dem Moment, in dem der Preis deutlich nach oben ging, häuften sich die Anfragen. Denn sehen wir den Tatsachen ins Auge: Wenn du deinen Unterricht zu günstig abgibst, wirkt sich das in der Regel auch negativ auf die Beziehung zu deinen Lernenden aus. Da geht die Person evtl. von einer mässigen Leistung aus. Wenn dein Preis aber angemessen ist – und darauf werden wir hier gleich noch eingehen – werden diese Diskussionen u.U. weniger oder gar nicht stattfinden.
Wirklich sinnvoll ist es, wenn du dir einmal überlegst, dass du unterm Strich von deinem Musikunterricht leben möchtest. Stelle dir also einmal deine Fixkosten auf. Was zahlst du an Miete, Strom, Telefon, Internet, Versicherungen und Co. Auch deine Materialien für den Unterricht wollen finanziert werden. Wenn du dann noch einen gewissen Posten für Ferien, den du dir ja von deinen Einnahmen auch ersparen möchtest, einplanst, hast du eine realistische Zahl. Bitte rechne zu dieser Zahl noch gewisse variable Kosten ein. Beachte auch Ausgaben, die mit deiner Tätigkeit als Lehrperson zusammenhängen wie Sozialabgaben für Freelancer*innen, Versicherungen für Instrumente, Haftpflichtversicherung etc. Gerne können wir dir auch eine Übersicht über deine Unterrichtskosten mit an die Hand geben, die mit Sicherheit in deine Preisgestaltung mit einfliessen sollte.
Mögliche Fixkosten für Musiklehrer*innen:
Ausgaben | |
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Miete für Studio | Buchhaltung und Jahresabschluss |
Strom / Wasser / Reparaturen | Mitgliedschaften Verbände (z.B. SMPV) |
Hausratsversicherung für Studio | Vermartkung deines Unterrichts |
Telefon-Abo | Unterhalt und Service Instrumente |
Eigene Website | Instrumentenversicherung |
Instrument | Musik-App oder Software |
Wifi im Studio | Hosting und Domain deiner Website |
Auto für Heimbesuche | etc. |
Mögliche variable Kosten für Musiklehrer*innen:
Ausgaben | |
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ÖV-Ticket für Heimbesuche | Steuern |
Verpflegung unterwegs | Mikros, Kamera, Licht für Online-Unterricht |
Noten für Schüler*innen | Laptop oder Tablet für Online-Unterricht |
Sozialabgaben (AHV) | Inventar im eigenen Studio |
2. Säule (Pensionskasse) | Aus- und Weiterbildungen |
3. Säule (private Vorsorge) | etc. |
Genauso wichtig ist die Frage, in welchem Stadium deines Lebens als Lehrperson du dich befindest:
Bist du angehende Lehrperson?
Bist du Musiker*in?
Bist du bereits eine professionelle Lehrperson?
Bist du vielleicht beides – Musiker*in und professionelle Lehrperson?
Logischerweise kostet der Unterricht bei einer professionellen und etablierten Lehrperson mehr als der bei einer angehenden Lehrperson.
Nicht zuletzt geht es dann auch um die Frage, ob du bei dir zu Hause, in einem Studio oder bei der lernenden Person unterrichtest. Hast du also Kosten für ein Studio oder Wegekosten? Diese solltest du ebenfalls auf deine Liste setzen. Ganz ehrlich: Natürlich kommt bei Wegekosten ein höherer Preis heraus, aber diesen Komfort werden die Lernenden gerne bezahlen und wenn jemand die Lehrperson zu sich kommen lässt, kalkuliert eine solche Person das auch ein.
Noch bist du mit deiner Kalkulation nicht am Ende angekommen. Denn dann solltest du dir überlegen, wie viele Schüler*innen du realistischerweise pro Tag und dann pro Woche und Monat unterrichten kannst. Wie viele Tage pro Woche willst du als Lehrperson arbeiten? Gerade, wenn du das mit einer eigenen Konzerttätigkeit kombinieren willst, solltest du solide planen.
Wenn es um die Zahl deiner möglichen Lektionen geht, solltest du auch einplanen, dass deine Schüler*innen unter Umständen spontan ihren Unterricht absagen. Das ist nicht schön, aber die Erfahrung zeigt, dass, wenn jemand nicht oder nur schlecht geübt hat, doch eher mal der Unterricht gestrichen wird. Falls du bei Matchspace Music unterrichtest, wird dir das Geld für die entfallene Lektion automatisch ausbezahlt, falls die Absage weniger als 24 Stunden im Voraus geschah. Unsere Lehrpersonen hingegen können den Unterricht immer absagen und die Lektion nachholen, wenn etwas dazwischen kommt.
Bedenke dann auch die Schulferien, in denen Kinder und Jugendliche mutmasslich eher nicht zum Unterricht erscheinen. Zwar gibt es bei uns auf der Plattform keine vorgeschriebenen Ferienzeiten, aber die Praxis zeigt, dass es in dieser Zeit ruhiger wird – besonders im Sommer, wenn viele auch verreisen. Von der Differenz dieser Zeiten solltest du dann so leben können, wie du es dir vorstellst.
Der Preis und dein soziales Gewissen
Vielleicht denkst du dir, dass sich diesen gerade errechneten Wert aber niemand leisten kann oder dass du damit sozial schwächere Personen ausgrenzt. Sehen wir auch hier den Tatsachen wieder ins Auge: Du kannst von aussen niemandes ökonomische Situation wirklich beurteilen. Mache dir bei der Frage nach deinem Wert als Lehrperson auch klar, dass niemand die Vergabe von Sozialleistungen von dir erwarten kann. Das klingt auf den ersten Blick hart, ist aber ein klarer Tipp aus der Praxis. Natürlich möchten wir mit unserer Plattform Menschen ermöglichen, Musik- und Instrumentalunterricht zu nehmen. So sind bei uns die Preise für Kinder 20% tiefer – das verbessert einerseits deine Wettbewerbsposition gegenüber öffentlichen Musikschulen und ermöglicht andererseits Kindern den Zugang zum Musikunterricht. Diese Vorgaben sind direkt abgeleitet vom SMPV und sind als Empfehlung zu verstehen.
2. Was ist der Wert eurer Beziehung?
Du stellst als Lehrperson in der Musikbranche viel mehr dar als vielleicht eine Nachhilfelehrperson für Mathe. Bei dem einen Fach geht es um Schulnoten, die unter Umständen für den Moment wichtig sind. Bei dir geht es um die Förderung eines privaten Talents, vielleicht im Kopf schon um den Beginn einer beruflichen Laufbahn und letzten Endes um die Förderung eines Kulturguts. Natürlich kannst du dir nicht das volle Kulturprogramm bezahlen lassen. Hier geht es vielmehr um einen anderen Aspekt – deine Abrechnungsmodalitäten. Denn wenn du dich nach jeder Lektion einzeln bezahlen lässt, wechselst du unter Umständen jede Woche für einen Moment von der Rolle als Lehrperson zur Rolle als Geschäftspartner*in. Das kann mitunter die wichtige Beziehung von Lehrperson zu Schüler*in ständig stören. Auf diese Weise kannst du ganz leicht argumentieren, warum du immer grössere Zeiträume – mindestens ganze Monate oder auch Lektionspakete abrechnest. Die Einstiegspakete sind sehr klein, so dass Schüler*innen es sehr leicht haben, sich für den Unterricht zu entscheiden. Später, wenn ihr eine Beziehung aufgebaut habt, gibt es natürlich auch grössere Abos.
Das bietet dir gleich mehrere Vorteile:
verlässliche Einnahme und Ausgabe: Die lernende Person weiss, mit welchem Posten zu rechnen ist. Andererseits hast du eine verlässliche Einnahme und musst nicht von Woche zu Woche bangen, ob das Geld dieses Mal ausreichen wird.
Verbindlichkeit deines Angebots: Wenn du im Voraus Geld kassierst – dabei kannst du noch immer anbieten, dass das Ganze in monatlichen Beiträgen per Dauerauftrag bei dir eingeht – ist klar, dass du diese Stunden auch leisten wirst. Für dich ist damit eine Verbindlichkeit eingetreten und für die lernende Person ebenfalls. Denn was bereits bezahlt wurde, wird eher unwahrscheinlich aus Unlust oder wegen fehlenden Übungseinsatzes abgesagt. Bei uns werden die Abos vollständig einbezahlt und nach jeder abgeschlossenen Lektion an die Lehrperson ausbezahlt. Sollte das Abo nicht innerhalb der vorgegebenen Frist bezogen werden, wird der Restbetrag an die Lehrperson ausbezahlt.
Schaffe klare Verhältnisse
Vielleicht hast du den Eindruck, in der Musik geht es vor allen Dingen um die Liebe zur Passion. Das stimmt. Gleichzeitig geht es für dich aber auch um die Sicherung deiner Existenz. Sorge also für Klarheit und setze deine Regeln schriftlich auf. Du ersparst dir und deinen Lernenden peinliche Nachfragen und unangenehmes Feilschen bei Unterrichtsausfall. Überlege dir klare Regelungen und teile diese vor der Unterrichtsaufnahme aus. Damit ist die geschäftliche Seite von vornherein geklärt und im Folgenden kann es um das gehen, was euch am Herzen liegt: die Musik.
Es bringt niemandem etwas – ausser Unbehagen – wenn du den ökonomischen Teil deiner Tätigkeit ausblendest. Sorge also für klare Verhältnisse und widme dich dann der Beziehung zu deinen Lernenden.
Wenn du noch weitere Fragen hast, zögere bitte nicht, Kontakt aufzunehmen. Die 20 Antworten auf die wichtigsten Fragen findest du hier.
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