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Wie du das Selbstvertrauen deiner Schüler*innen stärkst – praktische Tipps für Lehrpersonen

Aktualisiert: 19. Juli 2022

Dieser Beitrag befasst sich damit, was Selbstvertrauen bedeutet und welche Gründe und Anzeichen es für ein geringes Selbstvertrauen gibt. Des Weiteren erhältst du einige praktische Tipps und Ideen, wie du das Selbstvertrauen deiner Musikschüler*innen stärken kannst. Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um diesen Artikel zu lesen und finde heraus, wie du deine Schüler*innen dabei unterstützen kannst, mit ihrem Instrument zum Erfolg zu kommen.

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Selbstvertrauen – der Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben

Was bedeutet es, selbstbewusst zu sein?

Die Grundlage für Selbstvertrauen ist das Bewusstsein darüber, wer man ist. Das bedeutet, dass du nicht nur deine eigenen Grenzen, Schwächen, Zweifel und Ängste kennst und akzeptierst, sondern dir auch deiner Ressourcen und Talente bewusst bist. Selbstbewusst zu sein heisst nicht, dass du nicht scheitern wirst, stets glücklich bist und nie Selbstzweifel hast. Doch Selbstvertrauen hilft dir dabei, mit bestimmten Gefühlen umgehen und Hindernisse überwinden zu können. Kurz gesagt: Selbstvertrauen bedeutet, deinen wahren Wert zu schätzen und zu wissen, wer du wirklich bist.

Was bedeutet es, ZU selbstbewusst zu sein?

In Sachen Selbstvertrauen ist es wichtig, die richtige Balance zu finden. Ein zu grosses Selbstbewusstsein, das nicht der Realität entspricht, kann zu einem echten Problem werden. Stell dir vor, du hast bald eine Prüfung oder einen Auftritt. Wenn du der Meinung bist, dass du dich nicht vorbereiten musst, weil du alles auswendig weisst, dass du keine Fehler machen wirst, weil du perfekt spielst, oder dass du keine Kritik brauchst, weil du bereits alles kannst, dann bist du mit grosser Wahrscheinlichkeit etwas zu sehr von dir überzeugt. Was können wir daraus lernen? Um selbstbewusst sein zu können, solltest du zunächst Zeit und Mühe investieren, um dich vorzubereiten. Fehler können passieren, doch wenn du selbstbewusst bist, wirst du aus ihnen und aus der erhaltenen Kritik lernen. Übermässiges Selbstvertrauen ist also nicht besser als ein geringes Selbstbewusstsein.

Wodurch entsteht ein geringes Selbstvertrauen?

In ihrem Buch „The Self-Confidence Workbook“ erklären Barbara Markway und Celia Ampel, dass unsere Gene, Kultureinflüsse, Kindheitserfahrungen und Lebensumstände eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Selbstvertrauen spielen. Etwa 25 bis 50 % der Persönlichkeitsmerkmale, die im Zusammenhang mit Selbstvertrauen stehen, werden offenbar vererbt. Es gibt einige Erlebnisse im Leben, die zu geringem Selbstvertrauen führen können, wie beispielsweise Traumata (körperlicher, sexueller oder emotionaler Missbrauch), Erziehungsstil, Mobbing, Belästigung, Geschlecht, Rasse oder sexuelle Orientierung. Depressionen, Ängste und perfektionistische Denkweisen sind weitere Faktoren, die zu einem geringen Selbstwertgefühl beitragen.

singen auf der bühne

Woran erkenne ich, dass ich ein geringes Selbstvertrauen habe?

Die Autorin Marie Haddou beschreibt in ihrem Buch „Avoir confiance en soi“ (An sich selbst glauben) einige Merkmale für mangelndes Selbstvertrauen. Lies dir die folgenden Beschreibungen durch, um zu sehen, ob du dich darin wiederfindest.

Minderwertigkeitsgefühle

Dieses Gefühl verursacht eine schlechte Meinung über dich selbst, indem es dich ständig auf deine Schwächen aufmerksam macht und deine Fähigkeiten und Erfolge herabsetzt. Das führt dazu, dass du dich ständig unterschätzt und Selbstkritik ausübst: „Ich werde nie Erfolg haben. Ich kann diese Situation nicht bewältigen. Ich bin nicht gut genug.“ Gleichzeitig überschätzt du aber auch andere, die du für besser hältst als dich selbst: „Andere sind erfolgreicher, talentierter und intelligenter als ich.“


Entmutigung

Du hast das Gefühl, dass alles, was du tust, zu einem negativen Ergebnis oder Misserfolg führen wird. Dabei siehst du nur die Nachteile und bist nicht in der Lage, eine objektive Einschätzung vorzunehmen. Du tendierst dazu, Schwierigkeiten überzubewerten und ziehst dich lieber zurück, um nicht handeln zu müssen: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, es zu versuchen. Ich möchte es lieber erst gar nicht tun, als es schlecht zu machen. Der Versuch ist es wirklich nicht wert.“


Scham oder Schuldgefühle

Du kannst Scham über dein Aussehen, deine Ideen, deine Schwächen oder dein Verhalten empfinden. „Ich sage dummes Zeug. Ich bin viel zu aufgeregt, unbeholfen, schüchtern usw.“ Eine solche Scham führt oft zu einem Schuldgefühl: „Ich verwirre die anderen nur mit meinem Arbeitsstil. Ich schiebe immer alles auf die lange Bank, sodass sich niemand auf mich verlassen kann.“


Angstgefühle

Bei jeder unvorhersehbaren Situation oder jeder Situation, die Verantwortung mit sich bringt, bekommst du Angst. Diese kann mit ziemlich starken körperlichen Symptomen einhergehen: Schwindel, Benommenheit, verwirrende bzw. irrationale Gedanken und Konzentrationsprobleme. Manchmal fühlst du dich auch verängstigt, überfordert oder unfähig, deine Arbeit zu erledigen.


Ablehnung

Du denkst, dass andere dich schnell kritisieren oder ablehnen, weil du nicht viel zu bieten hast oder sie sich einfach nicht für dich interessieren, wodurch deine schlechte Meinung von dir selbst noch weiter verstärkt wird. Du teilst deine Meinung nicht mehr mit deinem Umfeld und versuchst, Situationen zu vermeiden, in denen du dich blamieren könntest. „Ich tauge nichts. Meine Meinung ist sowieso egal; ich bedeute den anderen nichts. Meine Vorschläge spielen keine Rolle.“

Angstgefühle und Unsicherheit auf der Bühne

Ist es üblich, dass man als Musiker*in mit geringem Selbstvertrauen kämpft?

Dein Selbstvertrauen hängt von den Umständen ab, in denen du dich befindest, von den Menschen, mit denen du in Kontakt kommst, aber auch von deinen eigenen Gedanken und Werten. Ein freundliches Umfeld, in dem du Liebe, Respekt und Fairness spürst, hat sicherlich einen besseren Einfluss auf dein Selbstvertrauen als ein feindseliges, kaltes oder widersprüchliches Umfeld.


Als Musiker*innen leiden wir alle irgendwann im Laufe unserer Karriere unter mangelndem Selbstvertrauen. Dieses kann durch bestimmte Fehlschläge, Kritik, negative Rückmeldungen oder Ablehnung ausgelöst werden. All das kann dazu führen, dass wir uns zurückhalten und kein Risiko eingehen möchten, weil wir befürchten, erneut zu scheitern.


Wie kann ich meine Schüler*innen dabei unterstützen, mehr Selbstvertrauen zu gewinnen?

Wir konzentrieren uns oft auf das, was uns nicht gelungen ist oder was nicht so funktioniert hat, wie wir es uns gewünscht hätten, anstatt uns an das zu erinnern, was wir in der Vergangenheit geleistet haben. Selbstvertrauen ist schwer aufzubauen und allzu leicht zu verlieren, weshalb du Entschlossenheit und den Wunsch nach Veränderung brauchst.


Im folgenden Abschnitt erfährst du, wie du deinen Musikschüler*innen helfen kannst:

  1. Notiere zehn Erfolge, die du im Laufe der Jahre erreicht hast. Dazu sollten sowohl kleine als auch grosse Erfolge berücksichtigt werden. Zum Beispiel: Ich habe vor drei Jahren einen Preis bei einem Wettbewerb gewonnen. Ich habe letztes Jahr eine sehr gute Note in einer Klausur bekommen. Ich habe in meinem zweiten Studienjahr ein Stipendium erhalten.

  2. Ersetze die negativen Gedanken durch positive. Mit einer positiven und fröhlichen Einstellung beeinflussen wir nicht nur unsere Stimmung und unsere Gefühle (wir werden selbstbewusster, energiegeladener und motivierter), sondern auch das Endergebnis, welches um einiges besser sein wird. Hierzu einige Beispiele: Ich weiss, dass ich mich gut vorbereitet habe und vertraue meinen musikalischen Fähigkeiten. Ich werde versuchen, eine Verbindung zum Publikum im Konzertsaal herzustellen. Ich bin vorbereitet, motiviert und voller Energie, um meinen bisher besten Auftritt abzuliefern. Es ist wichtig, dass ich bis zum Ende konzentriert bleibe. Ich kann aus dieser Erfahrung etwas lernen.

  3. Schreibe dir auf, was du bis zum Ende des Tages erreicht hast. Auch kleine Dinge sind wichtig! Notiere auch Kleinigkeiten, wie zum Beispiel: Ich bin rechtzeitig aufgewacht. Ich habe ein gesundes Frühstück zu mir genommen. Ich habe meinen Tagesplan eingehalten.

  4. Verallgemeinere nicht und denke stets an deinen Fortschritt. Das Ziel besteht darin, dir selbst freundlich zu begegnen und Begriffe wie „nie“ und „immer“ zu vermeiden, vor allem, wenn die Dinge mal nicht so laufen, wie du es dir vorgestellt hast. Ich mache immer Fehler. Ich werde auf der Bühne nie in Bestform sein. Entweder bin ich gut in etwas oder nicht. Frage dich zunächst, ob diese Art von Dialog dir hilft, deinen Zielen näher zu kommen. Wenn nicht, ersetze diese Aussagen durch bessere, wie beispielsweise: Manchmal mache ich Fehler, aber ich kann mich verbessern. Wenn ich mich richtig vorbereite, werde ich mein Bestes auf der Bühne geben können. Ich kann etwas Neues lernen, wenn ich möchte.

Hier sind einige wichtige Informationen für dich:

  • Selbstvertrauen wird uns in die Wiege gelegt, hängt aber auch von unseren Umständen, unserem Umfeld, unserer Erziehung, unseren Gedanken und unseren Werten ab.

  • Es ist schwierig, Selbstvertrauen zu entwickeln und es lässt sich sehr leicht verlieren, deshalb benötigst du Entschlossenheit und Ausdauer.

  • Vergiss nicht, dich an deinen vergangenen Erfolgen (egal ob gross oder klein) zu erfreuen, auch wenn es sich nur um ein paar Augenblicke handelt, und ergänze die Liste um zukünftige Erfolge!

Nähere Informationen und praktische Vorschläge zu anderen interessanten Themen wie Perfektionismus, Erschöpfung, Burnout, Aufschieberei und Barrieren, findest du in meinem Buch: Coaching für Musiker*innen, das auf Amazon erhältlich ist:

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